Kurz vor Weihnachten 2023 hat mich die Ankündigung zur 11. Europäischen Konferenz über Positive Psychologie in Innsbruck erreicht. Der Titel "It's you, it's me, it's us" war für mich so vielversprechend, dass ich mich sofort angemeldet habe. Als diplomierte Psychologin war ich Anfang der 90er Jahre zum letzten Mal Teilnehmerin einer "echten" Psychologen-Konferenz, habe mich seither über das Fachjournal "Wirtschaftspsychologie aktuell" über die Entwicklungen im Fachgebiet Arbeits- und Organisationspsychologie informiert und mich seit der 90er Jahre mehr mit praktischen Ansätzen zu Einzel- und Teamcoaching in und für meinen beruflichen Kontext beschäftigt.
Deshalb bin ich sehr neugierig nach Innsbruck gefahren und habe mir vorher besonders die Workshops und Symposia ausgewählt, die sich mit Coaching, der Gestaltung der
Arbeitswelt und social impact beschäftigt haben.
Als ich am Dienstag, 09. Juli 2024, in den Zug stieg, kannte ich nur
- eine Keynote-Speakerin, Dr. Suzy Green, die ich in Sydney vor sechs Jahren beim ICF Chaptermeeting getroffen hatte,
- Dr. Daniela Blickhan, die langjährig ihr Inntal-Institut leitet,
- Prof. Dr. Judith Mangelsdorf über den Bericht einer Kollegin, die bei ihr studiert hat und
- Dr. Markus Ebner als einen Konferenz-Speaker und Podcast-Gast von ICF Germany.
So bin ich sehr neugierig und aufgeschlossen nach Innsbruck gefahren (zu einer Konferenz, bei der meine einzige Aufgabe war, aufmerksam zu lernen, neue Inhalte aufzunehmen und mich inspirieren zu lassen). Die Auswahl der Workshops und Symposia war für mich sehr schwierig, weil es an diesen drei Tagen immer 14 parallele Angebote gab. Diejenigen Workshops und Symposia waren für mich besonders interessiert, die sich mit Coaching, der Gestaltung der Arbeitswelt und social impact beschäftigt haben.
Was hat mich begeistert:
Begeistert war ich von der Ernsthaftigkeit, über Well-Being und Happiness eingehend zu forschen, um nicht nur dem Individuum hilfreiche Werkzeuge zur Förderung des
eigenen Well-Beings an die Hand zu geben, sondern auch weitere systemische Kontextfaktoren einzubeziehen.
Mich hat besonders dieses Wechselspiel zwischen Theoriebildung, der Entwicklung von geeigneten Mess-Methoden und empirischer Evaluierung inspiriert, um wirklich
bestätigte und fundierte Aussagen treffen zu können, wie besondere Berufsgruppen z.B. in der Pflege und in Erziehung und Schule von Positiver Psychologie profitieren können und wie Programme hier
entsprechend implementiert werden können.
Was bleibt wirklich hängen nach einer solch intensiven Konferenz:
- die konzentierte, neugierig-wohlwollende und gleichzeitig herzliche Energie/das Engagement der 1000 Konferenz-Teilnehmer/innen und die Freude, forschend am persönlichen und kollektiven Wohlbefinden zu arbeiten und damit einen Unterschied für die Welt zu machen
- das umsichtige und detailorientierte Engagement für die Konferenzgestaltung durch Marta Bassi und Stefan Höfer und ihr Team von ca. 40 Ehrenamtlichen weltweit
- die Erkenntnis, dass trotz der vielen inhaltlichen Ansatzpunkte für Forschung und praktische Umsetzung, es noch viele unbekannte Fragestellungen und "invisible people" gibt und ob/wann/wie Aktivismus innerhalb der Wissenschaften möglich, nützlich, erforderlich ist
- die Erkenntnis, dass auch Psychologie als Fachgebiet Fehler gemacht hat und sich entschuldigen kann (siehe American Psychological Association, die sich bei People of Color entschuldigt APA)
- die schmerzliche Erkenntnis, dass es nicht möglich ist, an allen interessanten Workshops und Symposia der Konferenz teilzunehmen
- einige neue Tools und Frageformulierungen für Einzel- und Team-Coaching-Settings
- neue Perspektiven auf bekannte Konzepte wie Resilienz, Flow und auch Coaching
- neue Worte wie "languishing" (geprägt durch Corey Keyes), pracademics (Practiker/innen inner-/außerhalb von Academia), principled subordination (im Workshop genannt von Andrew Soren und geprägt von Todd Kashdan)
- sprichwörtlich Tonnen von Literaturhinweisen und
- die Lust und Neugierde, mehr über Positive Psychologie und die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten zu erfahren.
Hier finden sich mein LinkedIn-Posts mit einigen Impressionen der Konferenz:
- 10. Juli 2024, Mittwochabend,
- 11. Juli 2024, Donnerstag,
- 12. Juli 2024, Freitag,
- 13. Juli 2024, Samstagvormittag und Samstagnachmittag
(AMS auf der Rückfahrt im Zug von Innsbruck nach Stuttgart)
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