Intuition oder auch "6. Sinn" genannt, ist ein im Alltag beobachtbares Phänomen - und sicherlich haben Sie auch schon mindestens eine Entscheidung "aus dem Bauch"
heraus gefällt, obwohl rational die Entscheidung hätte eher anders ausfallen können.
Die Veröffentlichungen des Psychologie-Professor Gerd Gigerenzer (2007) "Bauchentscheidungen" und von Bas Kast (2009) "Wie der Bauch dem Kopf beim Denken hilft - Die Kraft der Intuition" führten dazu, das
dieses Thema zunehmend wissenschaftliche Beachtung gefunden hat und weiterhin findet.
Matthias Blenke (2010) diskutiert im Coaching - Magazin den bewussten Einsatz der Intuition im Coaching und identifiziert die vier Bereiche erweiterter Wahrnehmung (innere Bilder, innere Dialoge, das Bauchgefühl, das intuitive Wissen) und deren Einsatzmöglichkeiten im Rahmen von Coaching-Prozessen.
Und nun formuliert Martina Nohl mit ihrem Buch "Intution für Coachs: Die Arbeit mit dem Unbewussten verstehen, entwickeln und im Coaching einsetzen" den
übergreifenden Anspruch, nicht nur als Coach virtuos die eigene Intuition im Coaching-Prozess einzusetzen, sondern auch die Intutions-Kompetenz der Coaching-Klient/innen als nützliche Vertiefung
für die Transfersicherung der Coachingergebnisse zu unterstützen.
Sie nähert sich fachkundig der Frage "Was ist Intuition?" und bezieht die aktuellen Ergebnisse der Gehirnforschung ein. Weiterhin erkundet sie konkrete
Herangehensweisen, die eigene Intuition zu entwickeln und als Coach in Coaching-Prozesse einzubringen. Weiterhin widmet sie ein Kapitel bereits bekannter intuitiver Coachingansätze (z.B. Theorie
U nach Otto Scharmer und Generatives Coaching nach Robert Dilts und Stephen Gilligan). Abschließend gibt sie einen ersten Überblick möglicher Fragestellungen von Klient/innen im Coaching, in
denen sich intuitive Coaching-Methoden eignen.
Fazit
Martina Nohl legt ein gründlich recherchiertes, klar strukturieres, sprachlich gut lesbares verständliches und gleichzeitig von ihrer praktischen Erfahrung
angereichertes Grundlagenwerk für Coaches vor, das sicherlich eine Vielzahl von Überraschendem, Befremdlichem und Inspirierendem für eher evidenz-basierten Coaches bereithält.
Was hat mir besonders gut gefallen
Martina Nohl nähert sich aus unterschiedlichen Perspektiven diesem nicht leicht greifbaren Thema "Intuition" - und lädt die Leser/innen undogmatisch und offen ein, sich auf ihre eigene Beziehung zu ihrer Intution neugierig einzulassen.
Ihr Vorwort beginnt mit folgenden Worten "Das Thema Intuition überlassen wir oft den verschiedenen esoterischen oder parapsychologischen Schulen, die dann meiner Beobachtung nach auch im Training von Intuition führend sind. Intution heißt dort allerdings gleich Telepathie, Hellsichtigkeit oder Ähnliches" (Seite 13). Damit benennt sie sogleich sehr pointiert das Spannungsfeld, in dem sich das von ihr gewählte Thema zwischen Unbewusstem, Spiritualität und professionellem Anspruch von Coaching befindet.
Weiterhin beschreibt sie in ihrem Vorwort Beispiele von Intuition aus Sport und Kunst/Kultur. In ihrer Annäherung an das Thema "Intuition" würdigt sie sowohl die Beiträge von C.G. Jung wie auch Milton Erickson.
An manchen Stellen dieses Buches habe ich innerlich nickend das Gelesene bestätigt. An anderen Stellen habe ich mich an wenig für Business-Coaching anschlussfähiger Wortwahl der Konzepte "gestoßen".
Insgesamt war es eine sehr inspirierende und vergnügliche Lektüre für mich, die ggf. den einen oder anderen eigenen blinden Fleck hat bewusst werden lassen.
Martina Nohl (2023) Intuition für Coachs –
Arbeit mit dem Unbewussten verstehen, entwickeln und im Coaching einsetzen.
Bonn: ManagerSeminare.
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IpXriENU (Sonntag, 05 Mai 2024 17:47)
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