Coaching und ADHS
Mein Patenkind hat ADHS, das im Grundschulalter diagnostiziert wurde. Inzwischen ist mein Patenkind 19 Jahre alt und nach den Pubertätswehen nun auf dem Weg, mit ADHS erwachsen zu werden.
Auf dem Weg zum Erwachsen werden gab/gibt es mehr Streitereien und Ärger mit Eltern und Lehrer/innen und häufiger Aussagen der Art „Wenn Du Dich nur richtig angestrengt hättest“, „Wenn Du nicht so faul wärest“ und/oder „Du bist ja wirklich ein Chaot.“
Jede Klassenarbeit in der Schulzeit und jede Prüfung (z.B. die Führerscheinprüfung, aktuell die Gesellenprüfung) sind besondere Herausforderungen für das Lernverhalten des ADHS-Betroffenen. Gleichzeitig sind es auch Geduldsproben für die Personen in seiner Umwelt, die meist nur die Wirkungen und Folgen von ADHS betrachten: In den seltensten Fällen wird die Prüfung gleich beim ersten Mal erfolgreich bestanden. Jede Klassenarbeit mit einer schlechten Note und jeder Prüfung, die mit „durchgefallen“ endet, verlängert die Liste des persönlich empfundenen Scheiterns: “Wieder habe ich etwas nicht geschafft, was andere Gleichaltrige auf Anhieb – mit links - schaffen.“ Diese wiederholt gemachte Erfahrung, dass etwas nicht gelingt, hat Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl und auf die subjektiv wahrgenommene Selbstwirksamkeit im Umgang mit anstehenden Fragestellungen und Problemen des Lebens.
Von ADHS betroffene Erwachsene berichten zudem darüber, dass sie u.a. Schwierigkeiten
- mit ihrem eigenen Zeitmanagement, mit persönlicher Prioritätensetzung und Selbstorganisation,
- den eigenen Impulsen und Emotionen und der individuellen Impulskontrolle,
- und mit Selbstdisziplin und –motivation haben
Wie kann Coaching hier helfen?
Bei einem Coaching mit von ADHS-Betroffenen gelten grundsätzlich alle Regeln und Empfehlungen für professionelles Coaching (vgl. ICF-Kernkompetenzen/ethische Grundlagen).
Welche Besonderheiten gibt es bei ADHS-Coaching zu beachten?
Da sich ADHS als konstitutionelle Prägung bei 35 - 60% für den Betroffenen im Erwachsenenleben weiterhin fortsetzt, warnt der Verein „ADHS Deutschland e.V.“ vor einer Fehldiagnose „Persönlichkeitsstörung.“
Innerhalb eines Coachingprozesses ist zu beachten, dass Zielsetzung und Umsetzung sich an den Ressourcen und Stärken des von ADHS – Betroffenen Coachees orientieren, um eine Überforderung des Coachees zu vermeiden und Erfolgserlebnisse in handhabbaren Schritten zu ermöglichen.
Deshalb ist es als Coach empfehlenswert, beim Coaching mit von ADHS-Betroffenen die ICF-Kernkompetenzen noch stärker in den Fokus zu nehmen, um den Coachee angemessen in seinen Zielen zu unterstützen:
# 9 Handlungen entwerfen
# 10 Planung und Zielsetzung
# 11 Umgang mit Fortschritt und Verantwortlichkeit
Wenn Sie sich vorstellen können, sich auf Coaching von ADHS – betroffenen Erwachsenen zu spezialisieren, bietet das Trainerteam um Prof. Dr. Greven in Berlin ab 08. April 2016 ein zweisemestriges Hochschulstudium an, welches mit einem FH-Zertifikat abschließt.
Dieser Beitrag ist in enger fachlicher Abstimmung mit Frau Dr. Myriam Bea, Geschäftsführerin von ADHS Deutschland e.V, entstanden, die ebenfalls im Trainerteam für den ADHS-Coach in Berlin ist. (AMS)
Kommentar schreiben